Wo sind eigentlich die Websprecher?

Beitrag zur Blogparade von Mike Schnorr

Sonntag, 03. November 2013

Jedes große Unternehmen hat eine Pressesprecherin oder einen Pressesprecher. Eine Position, deren Existenz überhaupt nicht infrage gestellt wird, im Gegenteil: In der Regel haben die Sprecherinnen und Sprecher eine herausragende Stellung im Unternehmen, werden gut bezahlt und sind nah an der Geschäftsführung. Sie sitzen in nahezu allen Sitzungen und sind Schmelzpunkt für alle Themen, die gerade im Unternehmen wichtig sind. Sie tummeln sich auf allen Veranstaltungen, die für ihr Thema relevant sind und repräsentieren ihr Unternehmen in fachspezifischen Foren. Sie verfolgen die Veränderungen in der Medienbranche und sucht den Kontakt zu Redaktionen. Und sie sind zentraler Ansprechpartner für alle journalistischen Anfragen. Auch wenn es eine Presseabteilung gibt, so wird streng darauf geachtet, dass die Anfragen zuerst über den Tisch der Sprecherin oder des Sprechers gehen. Das alles ist gut so, denn die Kommunikation nach außen erhält so die notwendige Stringenz. Mehr noch: Der Pressesprecher wird zum Markenbotschafter.

Anlässlich der Blogparade “Blogger Relations” von Mike Schnoor schmeiße ich mal eine durchaus ernstgemeinte Frage in den Raum: Wo sind eigentlich die Websprecher? Die Menschen, deren Gesicht auf jedem Blogger-Event präsent ist, deren Telefonnummer auf den Firmenwebsites unter “Kontakt” zu finden sind, die sich ganz natürlich mit den Trends des Web 2.0 beschäftigen und die mit ihrem Verhalten in den Sozialen Medien auch unter ihrem Klarnamen Dinge tun, die zu der von ihnen repräsentierten Marke passen?

Ich halte es für wichtig, dass Blogger Relations ein Gesicht bekommen. Einen Namen. Denn Beziehungen haben immer etwas mit Menschen zu tun. Ich führe keine Beziehung zu einem Marken-Facebook-Account oder einer PR-Agentur. Wann immer ich über dieses Thema nachdenke, fällt mir sofort Anna Neumann von DaWanda ein. Sie verkörpert schon allein durch ihren kreativen Kleidungsstil das bunte Leben, das auf dawanda.de zu finden ist. Blogger kennen sie - und zwar nicht nur als Twitter-Account, sondern als Mensch aus Fleisch und Blut. Denn sie besucht die Events, auf denen Lifestyle-Blogger zu finden sind. Sie postet eigene Blogbeiträge und reagiert schnell, wenn man sie als Blogger anspricht. Nun weiß ich nicht genau, wie es hinter den Kulissen aussieht, in welchen Meetings Anna so alles sitzt. Ich würde aber vermuten: Es sind viele, die sich damit beschäftigen, wohin die Reise von DaWanda geht. Ihre Positionsbezeichnung? “Social Media Managerin”. Ich finde, der Begriff greift zu kurz. Denn Social Media Manager - ob selbst ernannte oder offizielle - gibt es wie Sand am Meer. Und kaum jemand erreicht solch eine Sichtbarkeit.

Zwischen Pressearbeit und Blogger Relations gibt es gravierende Unterschiede. Ich muss die Platte mit dem Song “Blogger mögen keine Pressemitteilungen” nicht erneut auflegen, die Erkenntnis ist ein alter Hut. Eins haben beide Disziplinen aber gemeinsam: Sie prägen die öffentliche Wahrnehmung. Die Persönlichkeit dessen, der sich um das jeweilige Kommunikationsgebiet kümmert, sein Wissen über die Kernbotschaften des Unternehmen und der direkte Draht zur Zielgruppe entscheiden über Erfolg und Misserfolg. Und wenn ein Unternehmen jemandem findet, der nicht nur technisch in seinem Job gut ist, sondern durch Auftreten, Stil und Mentalität sogar noch zum Markenbotschafter wird - dann hat es in der Öffentlichkeitsarbeit die Nase vorn. In diesem Sinne: Was den Journalisten der Pressesprecher, sollte den Bloggern der Websprecher sein.

Na gut - über den genauen Namen können wir noch reden. Vorschläge gern via Twitter!